Der chilenische Fototheoretiker Ronald Kay betrachtet Fotografie als ein geologisches Ereignis, einen Bruch im Fluss der Zeit, der sich physisch auf der fotografischen Oberfläche einschreibt. Der schwebende Stein von Tino Kukulies scheint das zu bestätigen: Im Erstarren der Lava verfestigt sich die Erscheinungsform des Vulkanits, den der Künstler mithilfe eines 3D Scans als übergroßes Modell reproduziert. Dieses entsteht aus einer Aufschichtung fotografischer Daten, mit der die Fotografie in einem ersten bedeutenden Schritt von der Oberfläche zum Körper erweitert wird. Dieser Körper steht jedoch nicht still, sondern dreht sich im Streiflicht um seine eigene Achse. Dadurch wird dieser Körper im zweiten Schritt zur performativen Fotografie, die das Licht reflektiert und modelliert, anstatt es festzuhalten. Diese kontinuierliche Transformation seiner Erscheinung verschiebt unsere Wahrnehmung, in der sich das Vulkanit jeder Momentaufnahme entzieht. In diesem Moment dreht sich Kay’s Metapher um. Die Zeit gerät abermals in Bewegung und schafft eine unendliche Zahl neuer, ephemerer Bilder.
Viele Perspektiven schaffen Distanz und stabilisieren
Sakir Gökcebag zeigt, was er findet – nicht mehr und nicht weniger. Das bereits Geschaffene ist für die Ideenentwicklung genug. Er löst die Dinge aus dem sie umgebenden Alltag, verfremdet sie, sie verlieren ihre Alltäglichkeit und werden zur künstlerischen Idee. Der Gegenstand emanzipiert sich von seiner Funktion und unseren Vorstellungen.
Diese Distanz zu den Dingen trägt eine Widerstandskraft in sich. Die Dinge sind weniger bedrohlich, wenn man sie von vielen Seiten beobachtet und sie sich durch die Umgestaltung zu eigen macht. Eine Vielzahl von Eindrücken scheint auf eine sich ständig erneuernde Kreativität zu treffen. Die Kreativität dient dabei als Ventil.
Sakir Gökcebag bewegt sich darüber hinaus zwischen Spiel und Ernst, zwischen Witz, Gedankenspielen und unseren Assoziationen. Schweres erhält so einen freien Raum und darf sich auflösen. “Die aus diesen einfachen und alltäglichen Materialien entstehenden Objekte und raumgreifenden Installationen sind geistreich, originell und spielerisch, oder mit einem andere Wort: antiakademisch. Sie vermitteln etwas, das selten vorkommt in der zeitgenössischen Kunst, sie vermitteln scheinbar unbefangen Lebensfreude.” Zitat René Block
Es sind vergängliche Kunstwerke, die ihre kurzlebige Existenz einem genauen Schnitt, einer perfekten Anordnung der geschnittenen Teile, Konzentration und Irritation verdanken. Denn auch die Tatsache, dass man die Dinge nicht für immer fest zementieren möchte, befreit!
Die Augenheilkunde versteht unter dem blinden Fleck den Ort im Gesichtsfeld, auf den sich die Austrittsstelle des Sehnervs projiziert. Er wurde 1660 vom Naturforscher Edme Mariotte entdeckt. Er stellte seine optische Entdeckung am französischen Königshof vor, indem er eine kleine Münze scheinbar magisch zum Verschwinden brachte. 1668 publizierte er seine Entdeckung erstmals unter dem Titel »Nouvelle découverte touchant la vue« in Paris. Die raumbezogene Installation von Ilka Helmig verweist auf diese Entdeckung und thematisiert mit verschiedenen Bildobjekten das Phänomen der Wahrnehmungslücke oder des eingeschränkten Blickfelds und erweitert dies u. a. durch Abbildungen mithilfe neuer bildgebender Verfahren. Die Installation folgt teilweise der Logik des Versuchsaufbaus, der visuelle Phänomene und inhaltliche Fragestellungen verknüpft. Dabei stehen assoziative Bildräume vis-à-vis von naturwissenschaftlichen Beobachtungen und bilden so einen eigenen Referenzraum, der durch Blickbeziehungen und wechselnde Perspektiven neue Denkfährten und Sichtweisen anbietet.
Öffnungszeit zur DC-Open: 02.09.2022 von 18 – 21 Uhr
Untiefen
Der Begriff der Untiefe beinhaltet die doppelte Bedeutung von einerseits einer geringen Tiefe und andererseits einer sehr großen Tiefe und bringt somit einen Dualismus zum Ausdruck, den ich gewissermaßen in meinen Arbeiten durch räumliche Fallen im Umgang mit Farbe, Form und Abgrenzung erzeuge. Licht und Schatten, subtile Farbnuancen sowie feine oder grobe Pinselgesten vereinen sich in einem Geflecht abstrakter Figuren, die in einem aktiven Mit- und Gegeneinander im Austausch stehen. Im Sog der daraus resultierenden räumlichen Verhältnisse verliert sich der Betrachter in die Untiefen malerischer Prozesse.
Dr. Sven Nommensen, 1. Vorsitzender Kunstverein Buchholz in der Eröffnungsrede „Hier geht’s woanders hin“ (Künstlerhaus Meinersen, 2019, Auszug):
„Zum anderen arbeitet Frank Schaefer äußerst subtil und es bedarf des konzentrierten und des beharrlichen Blickes des Betrachters um die ganze Wirkung der Gemälde zu erfassen und auf sich wirken zu lassen. Von Relevanz sind die minimalen Übergänge zwischen den einzelnen Farbfeldern, die filigranen Abgrenzungen zwischen einzelnen Farbzonen und vor allem die Erscheinung der Materialität der Farbmasse – diese Malereien sind nichts für den schnellen Blick. Der Künstler versetzt sich regelrecht in die Farbe: Der Farbduktus, also die materielle Beschaffenheit, die Tonalität und der Gestus lassen die Farbflächen atmen; sie drängen – entsprechend ihrer jeweiligen Beschaffenheit – in pulsierender Weise nach vorne oder ziehen sich nach hinten zurück. Diese körperliche und physische Ausstrahlung schlägt sich also in direkter Weise auf die Betrachtung nieder.
Aber die Bewegung weist noch weitere Dimensionen auf: insbesondere die neueren Bilder zeichnen sich durch Diagonalen und Schrägen aus. D.h. die Bewegungen vollziehen sich auch in und auf der Ebene; so drängen die Farbschollen über das Bildgeviert hinaus oder werden ins Innere hineingezogen.
Karl Ruhrberg hat ein ähnliches Phänomen bei Hans Hofmann (1880 – 1966), dem deutsch-amerikanischen Künstler, der die abstrakte Kunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst hat und der als einer der geistigen Väter von Frank Schaefer bezeichnet werden kann, als „push und pull“ bezeichnet.
Voraussetzung für diese multidimensionalen Bewegungsstrukturen ist einerseits der große Schatz an Formenreichtum, den sich der Künstler erarbeitet hat. Andererseits liegt diesen Arbeiten eine aufwändiges Vorgehen zugrunde: Der Hintergrund, die Elemente und die das Bild durchziehenden Streifen werden durch aufwändiges und akkurates Abkleben und Verdecken und Auftragen einzelner Malschichten erzeugt. Die verschiedenen Farbebenen werden miteinander verzahnt und treten optisch in verschränkter Weise auf- und ineinander hervor. Oben habe ich Frank Schaefers Arbeitsweise vom Abstrakten Expressionismus abgegrenzt und Subjektivität ausgeschlossen bzw. darauf verwiesen, dies später auszuführen. Dies soll an dieser Stelle aufgegriffen werden: die Schlieren, die Pinselspuren oder die wolkige Farbflächen in vielen Gemälden lassen auf Spontaneität und eine gewisse Expressivität schließen. Diese malerischen Aktionen werden weitestgehend ungeplant und jenseits von Kontrolle vollzogen.
Intuition ist wichtiger Bestandteil der Arbeitsweise. Wenn der Künstler eine bestimmte Farbe in einer bestimmten Form neben ein bestimmtes Farbfeld setzt, geschieht dies nicht immer unter der Voraussetzung langer Überlegungen. Ist der Arbeitsfluss einmal in Gang gesetzt, geschieht vieles aus der Intuition heraus, aus dem Zwiegespräch zwischen Künstler einerseits sowie Farbe und Form andererseits. Der Künstler schöpft aus dem Erfahrungsschatz jahrzehntelanger Arbeit. Trotzdem – und das macht jedes Gemälde immer wieder aufs Neue zu einem Wagnis – Überraschungen und Ungewissheiten sind nicht auszuschließen, sollen nicht ausgeschlossen werden. Abschließend kann man feststellen, dass Frank Schaefer mit höchst souveräner Könnerschaft und unter virtuoser Anwendung der malerischen Mittel Farbfelder in unterschiedlicher Größe, Form, Gestus und Materialität in komplexe Bewegungen und in spannungsreiche Beziehung setzt. Der Künstler beherrscht die ganze Klaviatur des Ausdrucksvermögens von Farbe.“
Finissage: 25.8.2022 19 – 21:30 Uhr mit Performances von Johann Bae
Prestige
Prestige entkoppelt Materialität und Zeit. Es ist eine Art Zeitkapsel, die kurz vor dem Zusammenbruch zu sein scheint. Zwischen Enge und Weite, Langlebigkeit und Vergänglichkeit, Dekoration und Nutzen, Klimaschutz und Klimaverschmutzung, neu und alt verhandelt Prestige. Die Idee einer westlichen Gesellschaft, sich mit innovativen baulichen Abkapselungen vor ihrem eigenen Untergang zu schützen, findet einen rauschenden Niedergang. Auch in der Apokalypse werden wir glücklich sein.
Eine raumgreifende Skulptur hängt von der Decke. Es handelt sich dabei um handelsübliche Styroporplatten, die als Dekorationselemente für Wände und Decken verwendet werden. Beworben werden sie unter dem Namen „Prestige Lyon“. Die Platten sind für die Arbeit auf unterschiedliche Arten moduliert und bilden durch repetitive Formen ein Relief. Der Zusammenhang zu architektonischer Gestaltung wird offenkundig. Somit imaginiert Prestige verschiedene Sehnsüchte und Zeitlichkeiten.
Der diesjährige Termin für die Abschlussveranstaltung der Recherche- und Arbeitsstipendien ist der 01.12.22, 17 Uhr in der Temporar Gallery.
Abschlussveranstaltung Recherche- und Arbeitsstipendien Bildende Kunst der Stadt Köln 2022
Zum vierten Mal konnten im Jahr 2022 die Recherche- und Arbeitsstipendien Bildende Kunst der Stadt Köln vergeben worden. Die ausgewählten Künstler:innen sind Gudrun Barenbrock, Céline Berger, Laura Dechenaud, Anna Dietz, Antonia Gruber, Philipp Höning/Pia Bergerbusch, Krzysztof Honowski, Hannah Kuhlmann, Julius Metzger, Lyoudmila Milanova, Ursula Molitor/Vladimir Kuzmin, Marios Pavlou, Anna Sarvira, Anna Schütten, Johannes Specks, Josef Zky und Jasmin Werner; die Kurator:innen Daria Bona, Manoj Kurian Kallupurackal und Tom Lingnau.
Auf der Abschlussveranstaltung stellen die Stipendiaten:innen den Stand der Umsetzung ihres Projektvorhabens vor, zu der wir Sie/Euch herzlich einladen.
Zum Hintergrund: Seit 2019 werden die Recherche- und Arbeitsstipendien Bildende Kunst der Stadt Köln jährlich vergeben und sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Mit diesem städtischen Förderinstrument unterstützt die Stadt Köln selbst gewählte, professionelle Recherche- und Arbeitsvorhaben der Bildenden Kunst und Medienkunst.
Zum dritten Mal konnten im Jahr 2021 die Recherche- und Arbeitsstipendien Bildende Kunst der Stadt Köln vergeben worden. Die ausgewählten Künstler:innen und Kurator:innen waren Ute Behrendt, Frauke Dannert, Omar El Lahib, Bastian Hoffmann, Andreas Keil, Julia König, Aino Nebel, Ulf Neumann, Oleksandra Nikitina, Nils Peter, Stefanie Pluta, Paulina Seyfried, Peter Schloss, Franca Scholz und Svenja Wichmann. Auf der Abschlussveranstaltung stellen die Stipendiaten*innen den Stand der Umsetzung ihres Projektvorhabens vor, zu der wir Sie/Euch herzlich einladen.
Themen: Anmeldung bei der Künstlersozialversicherung (KSK) • Mindesteinkommen in der KSK • Sonderregelungen für Berufsanfänger • Prüfung durch die KSK • Krankenversicherungsarten bei der KSK • Wann müssen Auftraggeber (sog. Verwerter) Abgaben an die KSK zahlen? • Zusätzliche Rentenversicherungen (Riester-Rente und priv. Vorsorge)
Anmeldung beim Finanzamt • Ab welcher Einkommenshöhe muss Einkommensteuer gezahlt werden? • Mehrwertsteuerregelungen • Gewinnermittlung • Steuererklärung • Laufende Geschäftsführung: Gewinn- und Verlustrechnung • Rechnungslegung und Aufbewahrungsfristen
Mit Monika Heinzelmann (Künstlersozialkasse) und Christoph Stüvel (Steuerberater).
Keine Anmeldung erforderlich, Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Kulturwerks des BBK Köln e.V. in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule für Medien Köln.
Das Künstler:innenverzeichnis hat die Initiative "kv stellt vor" ins Leben gerufen.
Monatlich wird eine Künstlerin oder ein Künstler aus dem Verzeichnis vorgestellt und auf dem eigens für diesen Zweck erstellten Instagram Account, sowie auf der Seite des Künstler:innenverzeichnis, werden Arbeiten der jeweiligen Person geteilt. Der Instagram-Account "@kv_koeln" stellt zudem 3 Posts mit zusätzlichen Informationen bereit.
Falls auch Sie Interesse haben an dieser Vorstellungsreihe teilzunehmen, wenden Sie sich gerne per E‑Mail an info@matjoe.de mit dem Betreff "kv stellt vor".
Das Konzept des Ausstellungsvorhabens LOVE ME TENDER basiert auf Werken der letzten 2 Jahre. Die ausgesuchten künstlerischen Wandarbeiten beschäftigen sich allesamt mit der Symbiose aus “Abfallprodukt” und neuerem Material, wie beispielsweise Ölfarbe oder Pigment. Zudem spielen die unterschiedlich zusammengfügten Materialien auch mit der Kooperation zwischen Malerei und Skulptur, Gegensätze werden miteinander versöhnt: Alt und neu, hart und weich, einfach und komplex. Der Titel deutet nicht nur auf die Behutsamkeit mit der die Materialien behandelt wurden sondern eben auch auf die immerwiederkehrende Akzeptanz des jeweils Anderen.
Am Ziel einer unmittelbar bevorstehenden Reise wird Christoph Kilian eine elektronische Flaschenpost in die Mitte des Bermudadreiecks werfen. An Bord eines Frachtschiffs wird die Fahrt diesseits des Atlantiks beginnen. Dem offenen Meer ausgesetzt, soll es fortan das stete Ziel der Flaschenpost sein, zu ihrem Abwurfort zurückzukehren. In Verheißung der Reise zeigt sich in der Ausstellung ein Negativraum, dem sich das Narrativ der Entstehung einer Flasche entnehmen lässt. Ein Vexierbild ihrer Schöpfung, gewährt die transparente Gießform tiefe Einblicke — viel mehr in das mythische Wesen der Erzählung, denn in die Herstellung eines Hohlkörpers.
Christoph Kilian, *1983, studierte Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar sowie an der Kunsthochschule für Medien Köln. Er lebt zwischen Köln, Salzburg und Los Angeles, wo er 2014 ein Gaststudium am Art Center College of Design absolvierte sowie seit 2020 Artist-in-Residence am UCLA Art|Sci Center ist. Im medienübergreifenden Spiel und Widerstreit mit Technik konstruiert er Maschinenmärchen, die — oft an der Schwelle zur Vergeblichkeit — dem Magischen nachspüren. 2017 realisierte er das Projekt If you touch me, you'll understand what happiness is (Goethe-Institut Los Angeles) für welches er im Austausch mit Experten für experimentelle Schneephysik einen künstlichen Schneekristall erzeugte und diesen aus einer von einem Wetterballon getragenen Kühlkammer im Himmel über dem Mount Hollywood freisetzte. Derzeit arbeitet er an einer elektronischen Flaschenpost, welche er im Sommer 2022 im Zuge einer Frachtschiffreise im Bermudadreieck auswerfen wird. Der Einzelausstellung im Raum Matjö des BBK Köln folgt im Herbst 2022 eine weitere im Art|Sci Center der UCLA. Christoph Kilian ist Mitglied des interdisziplinären Netzwerks Waterbodies, welches künstlerische, wissenschaftliche und anthropologische Zugänge zu Wasser und dessen Bedeutung als ein das Schicksal der Menschheit reflektierendes Element zusammenträgt.
At the destination of an imminent voyage, Christoph Kilian will drop an electronic message in a bottle into the middle of the Bermuda Triangle. On board a cargo ship, the journey will begin on this side of the Atlantic. Exposed to the open sea, it shall henceforth be the constant goal of the message in a bottle to return to its place of departure. In anticipation of the voyage, the exhibition presents a negative space from which the narrative of the creation of a bottle can be taken. A conundrum of its creation, the transparent casting mold grants deep insights — much more into the mythical essence of the narrative than into the production of a hollow body.
Christoph Kilian, *1983, studied media art at the Bauhaus University Weimar and the Academy of Media Arts Cologne. He lives between Cologne, Salzburg and Los Angeles, where he completed a guest study program at the Art Center College of Design in 2014 and has been artist-in-residence at the UCLA Art|Sci Center since 2020. In a cross-media play and clash with technology, he constructs machine fairy tales that — often on the verge of futility — trace the magical. In 2017 he realized the project If you touch me, you'll understand what happiness is (Goethe-Institut Los Angeles) for which he created an artificial snow crystal in exchange with experts in experimental snow physics, which he released from cooling chamber carried aloft by a weather balloon into the sky above Mount Hollywood. He is currently working on an electronic message in a bottle, which he will launch in the Bermuda Triangle during a cargo ship voyage in the summer of 2022. The solo exhibition at BBK Cologne's Matjö space will be followed by another at UCLA's Art|Sci Center in fall 2022. Christoph Kilian is a member of the interdisciplinary network Waterbodies, which brings together artistic, scientific and anthropological approaches to water and its significance as an element reflecting the fate of humanity.
Am 30.03.22 um 19 Uhr möchten wir Sie im Rahmen der Ausstellung #digitalcapturesofanaloguecameras f/2 zu "Die Apparative Stimme — Eine Lecture Performance über Optik und Akustik der Fotokamera" mit Heidi Pfohl und Jan Torge Claussen einladen !
Die Ausstellung #digitalcapturesofanaloguecameras f/2zeigt das seit 2019 laufende Instagram-Projekt der Künstlerin Heidi Pfohl. Analoge Kameras erhalten hier wöchentlich eine Bühne ihrer eigenen Repräsentation, zeigen sich als sachlich portraitierte Objekte, die dem Prinzip der Frontalität folgen.
Die Hashtags geben dabei genaue Informationen zu Kamera, Hersteller, Produktionsjahr, Aufnahmeformat und Gewicht. Dadurch bildet sich ein Archiv analoger Apparate, die in den Zeiten digitaler Fotografie in Vergessenheit geraten sind, jeden Dienstag jedoch mit einem neuen Instagram-Post in Erinnerung gerufen werden. Zeigen sich die Kameras dort nur für einen kurzen Moment, bevor sie in der Menge fotografischer Bilder wieder verschwinden – so bleiben sie im Ausstellungsraum als sichtbare Archivare erhalten und bilden neben dem Spiegelbild ihrer eigenen Repräsentation, die Masse des Instagram-Feeds ab. Auch hier wandert der Blick von oben nach unten, bleibt gelegentlich bei einer Kamera stehen und flaniert dann weiter…
Das Projekt #digitalcapturesofanaloguecameras von @heidipfohl wird jeden Dienstag um eine Kamera erweitert. Die Ausstellung auch.
Das Ausstellungsprogramm des Matjö – Raum für Kunst gestaltet sich durch die Vorhaben, die jeden Herbst über unseren Open Call eingesendet und durch den Vorstand des BBK Köln ausgewählt werden. Abseits von der Zusammenstellung des Programms wird den ausstellenden Künstler*innen freie Hand in der Umsetzung gelassen, um den Raum als die experimentelle Freifläche zu gestalten, die er als unabhängiger Ausstellungsort sein soll.
Das Jahresprogramm des Matjö setzte sich im Jahr 2021 aus folgenden Ausstellungen zusammen :
TRABANT (Fernweh) – Martina Muck, 21.1. – 18.2.21
CYTTER – Christian Doeller, 25.2. – 25.3.21
CROLLO DI FORMA – Kriz Olbricht, 1.4 – 22.4.21
Domestic Concerns – Aram Lee & Rosa Johanna, 29.4 – 14.5.21
1:1 – Javier Klaus Gastelum & Ann-Kathrin Müller, 20.5 – 10.6.21
Resonanzboden – Aino Nebel & Tomasz Niedziółka, 17.6. – 8.7.21
sew up times – Kuratorisches Projekt von Julia Katharina Thiemann, 15.7 – 5.8.21
Tropical Depressions – Juan Blanco: 12.8. – 9.9.21
Achtung schwarzes Loch! — Marc Duveneck: 14.10. – 4.11.21
FOUND — Andreas Keil: 11.11. – 2.12.21
Kalter Kafka — Oliver Schuß: 9.12. – 27.1. 2022
Unser Jahresheft mit Texten und Bildern zu allen Ausstellungen 2021 ist hier als PDF zu finden, oder vor Ort bei uns in gedruckter Form kostenlos zu erwerben.
Termine Offene Ateliers Köln 2022 Schwerpunktthema diesen Jahres ist Druck, analog und digital & die Termine sind folgende:
Köln rechtsrheinisch: 9. – 11.9. 22
Köln linksrheinisch Nord: 16 – 18.9. 22
Köln linksrheinisch Süd: 23. – 25.9. 22
Entsprechend der möglicherweise im September geltenden Vorschriften zur Eindämmung der Corona Pandemie werden wir wieder konkrete Hinweise zu den Vorsichtsmaßnahmen veröffentlichen. Wir freuen uns auf die Offenen Ateliers!
Die Ausstellung „sew up times“ präsentiert unterschiedliche künstlerische Strategien des Umgangs mit Geschichte und Geschichten sowie ihren soziopolitischen Auswirkungen in Arbeiten von Rufina Bazlova (*1990) und Vajiko Chachkhiani (*1985). Dabei gehen sie direkt und indirekt auf aktuelle politische und soziale Bedingungen ihrer Herkunftsländer Belarus und Georgien ein, für die sie eindrückliche ästhetische Formen finden.
So transformiert die belarussische Künstlerin Rufina Bazlova tagespolitische Geschehnisse in Belarus in Stickereien des traditionellen Vyschyvanka-Stils. Die mit rotem Faden handgestickten Bilder vermitteln dabei reale Informationen und Begebenheiten des Belarus-Konfliktes um die Präsidentschaftswahlen und Proteste gegen das Vorgehen amtierender Vertreter des Systems, sowie Symboliken und Atmosphären des Volksaufstandes auf künstlerische Weise.
In den einzelnen Stickereien sind unschwer verschiedene ikonische Szenen der Proteste zu erkennen. Ihre gestickten Szenen beziehen sich auf reale Begebenheiten und knüpfen somit an die Tradition der Stickkunst an, mit der weißrussische Frauen, die oftmals weder lesen noch schreiben konnten, ihr Leben festhielten und Informationen weitergaben. Nun schreibt Rufina Bazlova die politischen Ereignisse um die Wahlen in Belarus auf ihre Weise im Code der Volksstickerei ästhetisch nieder und erschafft hierdurch eindrückliche künstlerische Arbeiten.
Auch der georgische Künstler Vajiko Chachkhiani (*1985) beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit existenziellen Fragen unseres Lebens, die sowohl politisch wie auch persönlich geprägt sind und weitreichende Auswirkungen haben können. In seinem eindrücklichen wie auch poetischen Film „Winter which was not there“ (2017) wird gezeigt, wie ein Mann die Bergung einer Betonskulptur aus dem Meer beobachtet. Die Statue sieht ihm erstaunlich ähnlich. Daraufhin befestigt der Protagonist das steinerne Abbild an seinem Auto und schleift das aus dem Wasser geborgene Ebenbild durch eine karge Landschaft hinter sich her, bis die Figur nach und nach zerbröselt und die zuvor aus dem Wasser gerettete Skulptur hierbei zerstört wird.
Während Chachkhianis Film einerseits als Metapher eines Versuchs der Befreiung von der eigenen, individuellen Geschichte gelesen werden kann, so spielt er andererseits auch gekonnt mit der Rolle von Standbildern und Statuen im öffentlichen Raum, sowie ihrer mutwilligen Zerstörung, klimatischen Verwitterung oder gar einem Bildersturm des Sturzes öffentlicher und oftmals politisch motivierter Überhöhungen Einzelner.
Hierbei kann seine filmische Arbeit mit Blick auf die aktuelle soziopolitische Situation seines Heimatlandes Georgien verstanden werden. Indirekt thematisiert Vajiko Chachkhianis die historische Entwicklung Georgiens, das im Jahr 1991 nach langem Prozess die Unabhängigkeit von der Sowjetunion erlangte. Nicht zufällig erinnert die Betonskulptur in Chachkhianis filmischem Werk an sowjetische Monumente und Herrscherstandbilder.
Der Künstler zeigt in seinem Film eindrücklich auf, wie scheinbar vergangene Geschichte(n) und historische Ereignisse das Leben und Denken vieler Menschen insbesondere in oftmals armen, postsowjetischen Gegenden noch immer prägen. Dabei tragen die Mehrdeutigkeit des Filmes und der langsame Prozess der Zersetzung des menschlichen Abbildes zur besonderen Stärke seiner Arbeit bei, die vielschichtige Lesarten eröffnet.
Rufina Bazlova, geboren 1990 in Belarus, lebt und arbeitet in Prag in Tschechien.
Vajiko Chachkhiani, geboren 1985 in Tiflis in Georgien, lebt und arbeitet in Tiflis und Berlin.
Tropical Depression ist eine Installation mit einer Reihe von Experimenten die versuchen, über den Blick auf Bilder und die Fluktuation von diesen verschiedene Kommunikations-Metasprachen zu reflektieren. Durch die Sezierung von Momenten eines meteorologischen Phänomens wird aufgezeigt, wie wir Natur und Landschaft beobachten und wie sie durch unseren Blick konstruiert wird.
In unterschiedlicher Weise finden sich in der Ausstellung sowohl gemalte als auch aus marmorierter Folie bestehende Kreisdiagramme. In einer Fotomontage aus Parteisymbolen, Wappen und Flaggen kommen Fragen nach affektiven, beinahe fetischisierten Beziehungen des Menschen zu symbolischer Komplexitätsreduzierung auf.
Die »geschichteten« Malereien der Ausstellung, in denen über einem figurativen Hintergrund verschiedene Schichten abstrakter Symbolisierung liegen, betonen die Eigenständigkeit des Visuellen gegenüber sprachlicher Vermittlung.
Trotz der Unentrinnbarkeit symbolischer Codierungen zielt Juan Blancos beständige Diskussion über diese hinaus.
Auch dieses Jahr öffnen Bildende Künstler*innen in Köln im Rahmen der Offenen Ateliers ihre Ateliers für Gäste. Dies soll Austausch, Gespräche und spannende Einblicke in die Entstehungsprozesse künstlerischer Arbeiten ermöglichen und zeigt die Mannigfaltigkeit der Kölner Kunstszene.
Thema dieses Jahres ist: "Abbildende Malerei" (gegenständlich, surreal, z.B. Landschaft, Portrait).
Was man in Köln, aus dem Osten kommend, vermisst, sind Fußböden aus Holz.
Die hier – wie im Matjö – vorhandenen Kachelböden sind hart, kalt und tonlos. Ein Holzboden dagegen schwingt, knarrt, nimmt einen auf.
Um uns zu verorten, werden wir im Matjö einen Holzboden einbauen.
Der Boden wird nicht den ganzen Raum ausfüllen, sondern nur als Fragment oder Zitat in Erscheinumg treten. Auf diese Weise wird der Boden zu einer Art Floß, einer Insel, und die ursprüngliche Idee eines Bodens – Festigkeit, Ortsgebundenheit –kippt. Durch den Hohlraum wird der Boden auch zum Resonanzkörper. Jeder Schritt darauf wird reflektiert, man hört sich gehen, spürt sich selbst. Das ist der Ausgangspunkt für alles Weitere. Der Boden bildet die Basis, ermöglicht Ideen, ist buchstäblich Ausgangspunkt für die nächsten Schritte.