Vom 23.12.2024 – 6.1.2025 machen wir Winterpause und sind nur sporadisch erreichbar.Unser Büro und die Ausstellung im Matjö bleiben während dieser Zeit geschlossen.
*cosmos* – Zeichnungsskulptur Aus der jahrelangen Beschäftigung mit Phänomenen und Prinzipien in der Natur, die Cordula Hesselbarth in zahllosen Skizzen, visuellen Versuchen und digitalen Experimenten festhielt und untersuchte, entstand die Installation *cosmos*, eine schwebende Raumskulptur aus Zeichnungs-Blättern, die an einen Asteroidenschwarm oder Partikelwolken erinnern könnte. In der Bewegung um den Schwarm aus Blättern können sich die Betrachter*innen das Volumen der Zeichnungsskulptur erschliessen. Die Drucke und Zeichnungen befinden sich auf unterschiedlichen Papierarten, von Zeichenkarton über Transparentpapier, Japanpapier, Bütten bis hin zu Folien. Die meisten Bildträger sind opak, einige wirken lichtdurchlässig, andere ganz transparent. Über die Rauminstallation legt sich eine Videoprojektion aus bewegten Linienspielen, Punktwolken und Schwarmformationen, die schweben, wirbeln oder fallen. Die animierte Choreografie aus Licht und Klang interagiert mit der Rauminstallation und fließt schemenhaft ephemer durch die verschachtelte Formation aus Zeichnungsblättern. Das filigrane Werk *cosmos* umfasst gewissermaßen das „Ideen-Universum“ der Künstlerin. Die Skizzen-Konstellationen sind hierbei nicht zufällig aufgebaut, vielmehr imitieren sie morphologische Entwicklungsprinzipien, die wissenschaftlichen Regeln ähnlich sind, aber natürlich keinesfalls wissenschaftlich korrekt. Die Inszenierung folgt einer eigenen Systematik, ähnlich einer quasi-wissenschaftlichen Forschungsarbeit. So erkennt man eine Evolution aus der Linie zur Form, zunächst Linienbündel, die sich verknoten, Kritzeleien. Dann werden die Linien gekrümmt durch Wellen, also durch eine Polarität, die auf sie einwirkt. Es entstehen allmählich gerichtete Kräfte, die Formen herausbilden. Daraus werden Körper, es folgt Wachstum. Später entwickelt sich Dynamik, die in Wellenbewegungen, Oszillation, Spiralbewegungen mündet. Daraus fliegen Zeichnungen wie ein Vogelschwarm auf, schweben, stürzen, wirbeln. In der anderen Richtung beginnen die Linien sich zu verbinden, bilden Gewebe-Formationen wie Dendriten, Äste oder Wurzeln aus, werden zu Netzwerken. Daraus entstehen komplexere Systeme, diese werden funktional, sie interagieren wie Nervenzellen, Synapsen. Komplexe Systeme, die sich selbst organisieren, sich ordnen. Es bilden sich daraus Muster, Ordnungen, Matrix. Alles mündet in die Ursprungsenergie der Formbildung, in die Dualität von schwarz und weiß, die Polarität aus Plus und Minus als Grundlage für die Genese alles Existierenden.
Über die Künstlerin:Cordula Hesselbarth arbeitet und lebt in Münster sowie in València (Spanien). Sie studierte an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), an der Kunstakademie Münster und an der Fachhochschule Münster. Seit 2002 ist sie Professorin für mediengestützte Wissenschaftsillustration an der Münster School of Design (MSD) der Fachhochschule Münster. In ihrer künstlerischen Arbeit bewegt sie sich in einem Spannungsfeld zwischen Kunst und Naturwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit Strukturen in der Natur, den physikalischen Gesetzen und Dynamiken, die diese Formen hervorbringen, und nutzt experimentell Naturkräfte zur Bildgenerierung, die sie in digitalen und manuellen Malereien und Zeichnungen, Papierarbeiten sowie installativen Raumcollagen und Videoinstallationen umsetzt. Bewegung ist ein zentrales Element in ihrer Arbeit. Viele der Arbeiten scheinen Momentaufnahmen von Prozessen zu sein. Aus einer intensiven Beschäftigung mit der Linie entstanden Arbeiten, die das Genre der klassischen Zeichnung erweitern, die Linie aus Fläche und Format des Bildträgers herauslösen und den herkömmlichen Begriff von Zeichnung hinterfragen. In ihren dreidimensionalen Raumzeichnungen und animierten Linienformationen überschreitet die Künstlerin die Grenzen der Zeichnung in Richtung von Skulptur, Raum und Bewegung.
Der Open Call für das Ausstellungsprogramm 2025 im Matjö – Raum für Kunst ist geschlossen.
Bewerbungen sind ausschließlich über das Formular auf unserer Webseite möglich.
Bewerbungszeitraum: 04.10. – 15.11.24.
Die Ausschreibung richtet sich vorrangig an visuelle Künstler*innen, spartenübergreifende Projekte sind ebenfalls willkommen. Die Ausstellungen laufen in der Regel 4 Wochen. Auch kürzer angelegte Projekte wie z.B. Performances sind willkommen.
Künstler*innenhonorare und Zuschüsse zu den Ausstellungskosten werden gezahlt, hängen aber vom noch nicht bekannten Budget 2025 ab und können noch nicht konkret benannt werden.
Die Jury für die Ausstellungsvorhaben 2025 im Matjö besteht aus Vorstandsmitgliedern des BBK Köln und der künstlerischen Leitung des Matjö. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an: info@matjoe.de
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The Open Call for the exhibition program 2025 in the Matjö – Raum für Kunst will be online on the 04.10.2024.
Applications are only possible via the form on our website.
Application period: 04.10. – 15.11.24
The call is primarily aimed at visual artists, cross-disciplinary projects are also welcome. Exhibitions usually run for 4 weeks. Shorter projects such as performances are also welcome. Artists' fees and subsidies towards exhibition costs will be paid, but depend on the as yet unknown 2025 budget and cannot yet be specified.
The jury for the 2025 exhibition projects at Matjö consists of members of the BBK Cologne board and the artistic director of Matjö. If you have any questions, please contact: info@matjoe.de
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Bitte keine Umlaute im PDF Namen benutzen.
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Hier einige Bilder von unserem Ausstellungsraum. Wenn Sie den Raum vor einer Bewerbung sehen möchten, können Sie gerne zu unseren Öffnungszeiten vorbeikommen!
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Here are some pictures of our showroom. If you would like to see the room before applying, you are welcome to drop by during our opening hours!
Inside of besteht aus einer Reihe von Skulpturen und Installationen, in denen Carolina Serrano Konzepte im Zusammenhang mit der menschlichen Dichotomie durch die Idee von Grenzen erforscht. In dieser Ausstellung setzt die Künstlerin ihr bildhauerisches Denken fort, das mit der Erforschung von Gegensätzen, Antagonismen und der Dualität der menschlichen Existenz verbunden ist, indem sie gegensätzliche philosophische, theologische und psychologische Konzepte wie Gut und Böse, Materie und Geist, Recht und Unrecht, Freiheit und Eingeschlossensein untersucht. In Inside of ist das Konzept der Dualität mit der Vorstellung von Grenzen als etwas verbunden, das trennt, das teilt.
Nach Augustinus liegt der Ursprung des Leidens in der Spaltung und Zersplitterung des Willens, und die Ursache des Bösen liegt in der Unfähigkeit des Willens, sich zu vereinen, und in seiner Spaltung. In der christlichen Kultur wird das Böse auch durch die Figur des Teufels personifiziert, dessen griechisches Wort etymologisch „der Uneinige“, „der Spalter“, „der Trennende“ bedeutet.
Das Konzept dieser Ausstellung besteht darin, die Werke nicht nur durch die Vorstellung von Grenzen zu zeigen und diese Grenzen zu materialisieren, sondern sie auch durch den Körper des Betrachters spürbar zu machen. Durch die Begrenzung des Galerieraums mit Barrieren werden der Betrachter und sein Aktionsradius gleichzeitig eingeschränkt und er fühlt sich in seiner Bewegungs- und Sichtfreiheit durch die Barrieren eingeschränkt, die den Skulpturen auferlegt sind und die wiederum auch ihm auferlegt wurden. Die Künstlerin schlägt vor, dass die Skulpturen und Installationen aus Wachs eine physische und psychologische Distanz schaffen. Indem sie sich dem Betrachter nicht vollständig offenbaren und folglich auch nicht vollständig in seiner Reichweite sind, muss der Betrachter versuchen, sie aus der Distanz zu sehen, die er selbst ihnen auferlegt.
Die Grenze als etwas, das trennt, einschließt oder schützt, als etwas Unüberwindbares, das das Ende markiert, das Distanz und scheinbar unzugängliche Orte schafft, wird hier einmal mehr von Serrano in seinem ständigen Versuch, zu verstehen, was es bedeutet, Mensch zu sein, gedacht.
Carolina Serrano ( *1994 in Funchal, Portugal) lebt und arbeitet in Köln (DE).
Sie hat einen Abschluss und einen Master in Bildhauerei an der Fakultät für Bildende Künste der Universität Lissabon sowie einen Postgraduiertenabschluss in Kunstkuratorentum an der FCSH, NOVA Universität Lissabon. Serranos Arbeiten und Forschungen drehen sich um die zeitliche Dimension der Skulptur, die Entmaterialisierung der Skulptur und den Versuch zu verstehen, was es bedeutet, Mensch zu sein, indem sie gegensätzliche Konzepte wie Gut/Böse, Innen/Außen, Freiheit/Kloster, Gewalt/Unschuld, Licht/Schatten erkundet.
Serrano arbeitet hauptsächlich mit Wachs, da dieses Material der Temperatur und Textur der menschlichen Haut am nächsten kommt. Das Konzept des „Dazwischen-Seins“, das mit dem Versuch verbunden ist, das Menschsein zu definieren, ist für seine Arbeit von grundlegender Bedeutung, denn die Erforschung dieses „Zwischenraums“ zwischen zwei gegensätzlichen Dingen ist das, was er durch die Skulptur materialisieren möchte.
Slinko und Céline Berger lernten sich im Oktober 2020 während einer Online-Residenz kennen. Sofort entdeckten sie eine starke persönliche und künstlerische Verbindung und begannen, sich virtuell zu treffen. Vier Jahre später setzen sie ihre zweiwöchentlichen Online-Atelierbesuche noch immer fort, um einander zu unterstützen und sich Feedback zu geben. Obwohl sie unterschiedliche Hintergründe haben, teilen Slinko und Berger die Erfahrung, in utopischen, aber letztlich gescheiterten Gesellschaften gelebt zu haben, sowie ein tiefes Interesse an den sozialen, strukturellen und körperlichen Dimensionen der Arbeit.
Für ihre Ausstellung „Bitter Harmony“ vereinen Berger und Slinko zwei scheinbar gegensätzliche Bilder: idyllische Szenen einer französischen Kommune der 80er Jahre und eine postindustrielle, kriegszerstörte Landschaft. Mit der Zusammenführung dieser Themen in einem Raum untersuchen beide Künstlerinnen die konsumorientierten Dimensionen sozialer Kohäsion und die Reaktion der Natur auf extraktivistische Hinterlassenschaffen.
In Bergers Makramee-Arbeiten werden Bilder vom Beisammensein der Gemeinschaft zerschnitten und dann sorgfältig wieder zusammengefügt. Sie hängen im Raum als Dokumente der mühsamen Arbeit, die erforderlich ist, um sozialen Konsens zu schaffen, der oft von konkurrierenden Kräften zerrissen wird. Die Bilder verflechten sich in einem System aus komplizierten Wendungen und Verstrickungen — Allianzen, Verhandlungen, Kompromissen und Überzeugungen — innerhalb einer Gemeinschaft, die bestrebt ist, sich eine andere Welt zu schaffen. Unter Anspielung auf ihre persönliche Erfahrung, in einem solchen sozialen Experiment gelebt zu haben, hebt Berger die inneren Spannungen hervor, die menschliche Beziehungen sowohl verbinden als auch auseinanderreißen. Durch diese Webarbeiten verwischen idyllische Visionen und persönliche Erinnerungen die Grenzen zwischen Wünschen und Enttäuschungen, Errungenschaften und Misserfolgen.
Slinkos überspitzte und vergrößerte Studien von Unkraut gehen einen Dialog mit den gewebten Bildwerken ein. Sie fügen eine neue Dimensione hinzu: inspiriert durch den Zusammenbruch der Sowjetunion, ihre Kindheit in der stark vom Bergbau gezeichneten Donbass-Region und die ökologischen Katastrophen des aktuellen Krieges in der Ukraine, stellt Slinko die Natur nicht als fügsam oder wohlwollend dar, sondern als ein machtvolles Potenzial, welches mit bedrohlicher Kraft zurückzuschlagen kann. Große, geschweißte Stahlmodelle von Unkräutern wie Stierdistel, Gänsedistel und Samtpappel breiten sich über den Galerieboden aus. Diese Pflanzenformen, die Sprengfallen ähneln, liegen auf der Lauer und versinnbildlichen ihr Potenzial zur biologischen Bodensanierung und zur Bekämpfung von Bodenerosion in einer Landschaft, die von den toxischen Hinterlassenschaften des Bergbaus und des Krieges gezeichnet ist.
„Bitter Harmony“ bietet dem Publikum Raum, um über die Zerbrechlichkeit des Gleichgewichts zwischen widersprüchlichen menschlichen Bedürfnissen nachzudenken und deutet an, wie viel Arbeit es bedarf, um sozialen Zusammenhalt zu schaffen und zu erhalten. Auch nicht-menschliche Akteure, wie Pflanzen, werden in den Dialog einbezogen, mit Werken die die Fähigkeit der Natur unterstreichen, sich anzupassen, zu entwickeln und auf unsere Handlungen zu reagieren.
BIOS
Die französische Künstlerin Céline Berger lebt und arbeitet in Köln, Deutschland. Ausgebildet in Physik und Materialwissenschaften, arbeitete sie von 1997 bis 2008 als Produktions- und Projektingenieurin für verschiedene internationale Mikroelektronikunternehmen. Seit 2009 ist sie als Künstlerin aktiv und schloss 2012 ihr Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln ab. 2012 – 13 war sie Stipendiatin an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. In ihren Objekten, Videos und Installationen untersucht Céline Berger das Berufsleben. Ihre Arbeiten konzentrieren sich hauptsächlich auf alltägliche Routinen, kleine Gesten oder Verhaltensmuster, die unser tägliches Leben prägen. Sie versteht ihr künstlerisches Schaffen als Suche nach neuen Wegen, das Konzept von Arbeit zu hinterfragen – jenseits von Vereinfachungen, Ironie, moralisierendem Unterton oder Fatalis mus.
Slinko, geboren in der Ukraine, ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die derzeit in den Vereinigten Staaten lebt. Ihre Praxis umfasst eine breite Palette von Medien, darunter politische Satire, Zeichnung, bewegte Bilder, Performance, Druckgrafik und Grafikdesign. Ausgehend von ihren Erfahrungen, die sie in der ostukrainischen Region Donbas in den letzten Jahren der Sowjetunion gemacht hat, verbindet Slinko persönliche Geschichte mit wissenschaftlicher Erkenntnisse. Stark bewusst der Tatsache, in welchem Maße Desillusionierung und Enteignung ihre eigene Lebenserfahrung prägen, betont Slinko Resilienz, Hoffnung und Humor, um der persönlichen Handlungsfähigkeit greifbare Formen zu verleihen.
Christina Kirchinger (Radierung) und Melanie Siegel (Malerei)
Christina Kirchinger und Melanie Siegel nähern sich auf unterschiedliche Weise dem Thema Raum und seiner Wahrnehmung. Ausgehend von realen Orten und räumlichen Begebenheiten entwerfen beide Künstlerinnen imaginäre Raumkonstrukte sine loco – abstrahierte Gebilde sowie deskriptive Schauplätze, die nicht tatsächlich zu verorten sind.
In Christina Kirchingers Radierungen wird der Raum seines realen Ortes enthoben und auf seine räumliche Struktur reduziert. Kupferplatten werden in objekthafte Formen gesägt und Aquatintaflächen in bleistiftzartem Hellgrau geätzt. Architektonische Versatzstücke pendeln zwischen tatsächlicher Präsenz und vermeintlicher Gegenwärtigkeit. Flächen offenbaren vermeintliche Einblicke, schieben sich transparent übereinander oder verschließen sich. Es wird in Frage gestellt, was wirklich ist, und verborgen, was sein könnte.
Die Malerei von Melanie Siegel zeigt vorwiegend menschenleere Sportplätze, Poolanlagen und Architekturen aus der Vogelperspektive. Mögen die Landschaftsräume zunächst realitätsnah und glaubwürdig erscheinen, so geht es doch vielmehr um die Infragestellung von Realitäten. Ebenso konstruiert wie die vom Menschen geformten Idyllen sind auch die Bildräume selbst. Auf der Schwelle von Utopie zu Dystopie erzählen die fiktiven Darstellungen von der Differenz zwischen Naturraum und konstruierter Lebenswelt.
CV
Christina Kirchinger
*1987 in Straubing,
erhielt 2015 einen Master of Arts in Bildender Kunst und Ästhetischer Erziehung an der Universität Regensburg, wo sie anschließend bis 2020 als Assistentin tätig war und derzeit noch promoviert.
Melanie Siegel
*1978 in Freiburg im Breisgau,
absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Bühnenmalerin. 2008 – 2014 studierte sie Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München und war 2013 Meisterschülerin von Prof. Karin Kneffel.
Bildangaben
Christina Kirchinger, RDV, 2023, Kaltnadel und Aquatinta auf Bütten, 41 x 31 cm (Blatt), Foto: Thomas Lomberg
Melanie Siegel, o.T. (Platz II), 2023, 100 x 80 cm, Acryl und Öl auf Leinwand, Foto: Thomas Lomberg
Von spinnwebenzarten Gebilden über Gedankenblasen, gefüllt mit hieroglyphenartigen Zeichen, bis hin zu fröhlich roten Kirschen reicht das erstaunliche Motivspektrum der Holzdrucke Julian Kirchners. In jedem seiner Werke gelingt es dem Künstler das Spannungsfeld aus Linie und Bewegung mit Verve auszuloten. Dem Publikum macht er dabei aber lediglich ein künstlerisches Angebot, denn seine Bilder sind offene Zeichen, die den Rezipienten stets in mutige Unsicherheit versetzen. Festen Boden hat man dabei nicht unbedingt unter den Füßen, denn auch vor diesem macht der Künstler nicht Halt. Der Raum wird zu einem homogenen Kunstgefüge, in dem Wände und Boden durch Zeichen und Symbole in einer Sprache miteinander kommunizieren, die dem Betrachter mehr Rätsel als Lösungen aufgibt.
Die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) lädt ein zum Rundgang 2024. Die traditionelle Jahresausstellung mit umfangreichem Filmprogramm, mit Konzerten, Performances und Lesungen präsentiert Werke von Studierenden und Diplomand*innen des Studiengangs Mediale Künste. Darüber hinaus bieten Ateliers und Labore Einblicke in künstlerische Prozesse und Seminarergebnisse.
Der gewohnte Parcours entlang des Filzengrabens wird dieses Jahr erweitert um das neue Hauptgebäude der KHM am Heumarkt 14, in dessen Erdgeschoss sich neue, großzügige Ausstellungsflächen befinden. Als externe Veranstaltungsorte sind erneut das Filmforum im Museum Ludwig und das Matjö – Raum für Kunst des BBK Köln beteiligt.
Informationen zum Programm folgen sukzessive ab Mitte Juni.
Eine Nacht vom 08.06. auf den 09.06.2024 22:29 – 04:33 Uhr
mit Beginn der Nautischen Dämmerung um 22:29 Uhr bis zum Beginn der Bürgerlichen Dämmerung um 4:33 Uhr am nächsten Morgen im Matjö Raum für Kunst
Sieben KünstlerInnen, das a_topische, die Nacht und das da_zwischen
Das Projekt „a_topia“ umkreist seit drei Jahren in Diskursen die Vorstellung des Atopischen in der Kunst.
Ausgangspunkt für die Nachtausgabe ist der Austellungsraum Matjö im vorhandenen Licht, so wie er sich durch die Dämmerungen ohne Raumlicht zeigt.
Die Nacht ist dem a_topischen verwandt.
Das Atopische ist weder sprachlich noch räumlich festzuhalten oder zuzuordnen. Da es sich einer Beschreibung entzieht, bleibt die Erforschung eine Annäherung in einem Spalt zwischen Form und Formlosigkeit. Sie erprobt die Möglichkeit einer Unmöglichkeit. Grundlagenforschung ohne Grund: Immer wieder eine bodenlose Situation. Denkschrift, Skizze, Lagebericht, eine Suche.
Nachtdenken.
Das Ringen um eine gemeinsame Arbeit in einer Nacht, die hinter der Dämmerung keine Nacht findet.
Projekt a_topia: Trutz Bieck, Katja Butt, Friederike Graben, Katja Heddinga, Agnes Mrowiec, Karin Schlechter, Denise Winter
MATJÖ, Raum für Kunst Mathiasstr. 15, 50676 Köln www.matjoe/a_topia
Am 18.5. um 15 Uhr wird es eine Führung und Gespräch über und an der Einsturzstelle des ehemaligen Stadtarchivs mit Günter Otten und weiteren Akteur:innen der Initative Archivkomplex geben. Treffpunkt ist im Matjö.
Laufzeit: 02.05.– 29.05.2024
Wenn Gefahr droht, dann spüren Tiere das nahende Unglück oftmals früher als Menschen. Kurz vor einem Erdbeben sind sie es, die ihre gewohnten Wege verlassen, fliehen, kreischen, sich vollkommen anders verhalten als sonst. Dieses Bild von wegfliegenden Vögeln, die den Ort einer bevorstehenden Katastrophe meiden, hat die Künstlerin Stefanie Pluta dazu bewegt, an der Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs vermeintliche Vogelhäuschen aufzuhängen. Das war 2014, 5 Jahre nach dem Einsturz.
Seither ist an dem Ort viel passiert und gleichzeitig kaum etwas. Es ist ein Ort und ein Nicht-Ort zugleich. Einerseits stand hier etwas buchstäblich Historisches, das von einem Moment auf den anderen (wie) vom Erdboden verschluckt wurde. Andererseits ist seitdem etwas da, das sich verändert, bewegt, das mehr ist als eine Baugrube, und gleichzeitig genau das. Ein Loch. Durchdrungen und umgeben von Gerüsten, Bauzäunen, Rohren, Kameras, Menschen, einem Kran, Wasser, Wohnhäusern, einer Schule, Ikarus.
Es ist diese wahrzunehmende dauerhafte Temporalität des Ortes, das sich scheinbar nicht verändernde Temporäre, das bleibende Provisorium, das die Künstlerin an der Stelle, wo einst das Historische Archiv der Stadt Köln stand, interessiert. Seitdem das Archiv im März 2009 eingestürzt ist, beschäftigt sie sich mit dem Ort und hat ihn immer wieder in unterschiedlichen Medien dokumentiert, meist über die Fotografie, aber auch mit kurzen Videos. Dies kann als eine künstlerische Form der Aktivierung des öffentlichen Ortes gelesen werden, der wenig sichtbare Bewegung mit sich bringt und für viele eher mit Verlust und Stillstand verbunden ist.
Für die aktuelle Ausstellung im Matjö bringt Pluta einen Teil ihrer Arbeit von 2014, die der Ausstellung ihren Titel verleiht, zurück in die Nähe der ursprünglichen Installation der vermeintlichen Vogelhäuser. Postkarten, die zum Mitnehmen in einem Ständer in der Ausstellung bereitstehen, dokumentieren die Entwicklung der mit einem Loch versehenen Holzkästen, die an Bauzäunen und Straßenlaternen hingen und dort – den Flecken nach zu urteilen – über Jahre der Witterung ausgesetzt waren. Hinzukommen schwarz-weiße, gerahmte Fotografien und Videos, abgespielt auf Handydisplays, die den Ort des Geschehens zeigen beziehungsweise das, was seit dem Einsturz an der Stelle des Archivs und seiner unmittelbaren Umgebung entstand.
Während man heute kaum mehr Einblick auf die Einsturzstelle hat, weil diese mittlerweile komplett eingezäunt und abgeschirmt ist, hat Pluta über den Zeitraum von 10 Jahren Bilder eingefangen, die den Ort in unterschiedlichen Zuständen und – wenn man so will – Bewegungen zeigen. Hier werden sowohl Bauarbeiten am Loch als auch andere Prozesse sichtbar, die nicht nur durch Menschen, sondern durch natürliche und mechanische Einflüsse in Gang gesetzt wurden: Algenteppiche durchziehen die Baugrube, eine Vereisungsanlage schnauft vor sich hin und pustet Rauch in die Luft, Wasserrohre schlängeln sich vom Loch hinaus an den Wohnhäusern entlang in die Stadt, während der Ikarus an der Fassade des benachbarten Gymnasiums über allem schwebt.
In ihren aktuellen Arbeiten hat die Künstlerin ihre frühe Werkserie erweitert durch Fotografien und Videos, welche einzelne der mühselig aus der Baugrube geborgenen Archivgüter sowie Trümmerstücke des alten Baus zeigen. Diese liegen heute im neu gebauten Stadtarchiv und lassen sich hier (wieder) einsehen. Ein absurder Gedanke kommt mir: Das Archiv hat viele seiner Bestände im Wasser, unter Erde, Sand und Kieseln verloren und dennoch ist das Archiv mit dem Einsturz auch angewachsen. Es verwahrt heute unter anderem die Zeugnisse des Einsturzes: Steinbrocken, aus denen Stahlstreben ragen, die aussehen wie riesige Fühler. Sie sind alles andere als tot, sie bewegen sich, wenn man den Stein anhebt oder zur Seite schiebt. Dann entwickeln sie ein Eigenleben. Sie sind unmittelbare Zeugen der Ka-tastrophe, zeigen die Kräfte, die auf sie einwirkten, indem sie all ihre Gliedmaßen von sich strecken und die Verbände aus Luftpolsterfolie zur Schau stellen. Meist sind es feste, große Steinkörper, an denen dünne Stahlglieder hängen und zittern. So wirken die vibrierenden Trümmerstücke wie von einem anderen Planeten. Wer sendet hier welche Botschaft? Welche Erinnerungen (über)tragen die Materialien selbst?
Pluta interessiert genau diese Spannung zwischen der vermeintlich toten Materie und dem lebendigen Material. Neben den Postkarten, Fotografien und Filmen hat sie in der Ausstellung kleine bunte Seedballs verteilt. Diese kann man, wie schon die Karten, mitnehmen und um die Ecke am Ort des Einsturzes auslegen oder einfach über die hohe Mauer ins Loch werfen – so bleibt Hoffnung, dass sich hier auch weiter etwas bewegt und dass zumindest Pflanzen und Insekten an den Ort kommen, bis sich das Loch wieder (anders) füllt.
Die Stipendien werden altersunabhängig ausgeschrieben und richten sich an professionell arbeitende Kölner Künstler*innen sowie Kurator*innen. Die mit Mitteln der Stadt Köln ausgestatteten Stipendien sollen ermöglichen, im Förderzeitraum ohne finanziellen Druck zu arbeiten und ein eingereichtes Projektvorhaben umzusetzen.
Das Konzept wurde 2019 vom Kulturamt und dem Kulturwerk des BBK – in Abstimmung mit dem Netzwerk AIC und der Kölner Kulturpolitik – entwickelt. Auf Beschluss des Kölner Rates organisiert das Kulturwerk des BBK Köln e.V. die Ausschreibung und Vergabe der Stipendien auch für 2024.
Zweck der Förderung Eine künstlerische/kuratorische Entwicklung setzt insbesondere die Erschließung neuer eigener Ideen und Ansätze voraus. Aus diesem Grund soll den Stipendiat*innen die Möglichkeit zur Durchführung selbst gewählter Recherche- und Arbeitsvorhaben gegeben werden wie z.B. die Recherche oder Vorarbeit an einem bestimmten Thema, die Entwicklung von Projekten, das Erschließung neuer/anderer Arbeitstechniken oder die Fortführung bzw. Vollendung bestimmter Arbeiten.
Umfang der Förderung Die 15 Recherche- und Arbeitsstipendien sind mit je 5.000 € dotiert und werden in zwei Raten von je 2.500 € ausgezahlt.
Vorrausetzungen Die Stipendien sind für die künstlerische/kuratorische Entwicklung von professionell arbeitenden Künstler*innen, Kurator*innen oder künstlerischen oder kuratorischen Gruppen im Bereich der visuellen Künste in Köln bestimmt, die sich durch ihre Arbeit ausgewiesen haben. Bewerberinnen müssen eine künstlerische Ausbildung abgeschlossen haben und/oder eine mehrjährige professionelle künstlerische/kuratorische Tätigkeit in ihrem Fachgebiet nachweisen können. Kriterien für die Stipendienvergabe sind die Qualität bisheriger künstlerischer bzw. kuratorischer Arbeiten und die Qualität des Recherche-/Arbeitsvorhabens. Eine Bewerbung kann jährlich stattfinden, eine Förderung aber nur alle zwei Jahre. Ausschlusskriterien für den Erhalt eines Stipendiums ist ein städtisches Stipendium oder eine Projektförderung der Stadt Köln im jeweiligen Förderjahr. Bewerberinnen müssen in Köln leben und arbeiten. Im Falle von Gruppen sollte die Mehrheit der Gruppenmitglieder in Köln leben und arbeiten. Bewerber*innen sind zum Zeitpunkt der Antragstellung an keiner Hochschule immatrikuliert. Jurymitglieder und deren Angehörige sind von der Antragstellung ausgeschlossen.
Jury Über die Stipendienvergabe entscheidet die Jury. Diese hat fünf Mitglieder, die sich aus mindestens zwei Künstler*innen sowie Kunsthistoriker*innen und Kurator*innen zusammensetzt. Die Mitglieder der Jury sind ausschließlich Sachverständige/Fachexperten, von denen drei Jurymitglieder zur Vermeidung von Befangenheit nicht aus Köln kommen sollen. Die Entscheidung der Jury kann nicht angefochten werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Antragsstellung Die Bewerbung erfolgt ausschließlich digital mittels des Online-Formulars, dass unter www.recherchestipendien-koeln.de in deutscher und englischer Sprache zu finden ist. Elemente der Bewerbung sind: • Anschreiben mit Namen, Adresse, Telefonnummer und Emailadresse (max. 1 Seite) • Projektbeschreibung (max. 1 Seite) • Portfolio bzw. Dokumentations-/Informationsmaterial über die bisherige künstlerisch oder kuratorische Arbeit, max. 10 Seiten • Künstlerischer Lebenslauf, max. 2 Seiten
Abschluss des Stipendiums Jedes Stipendium muss mit einem Bericht über die Recherche- und Arbeitsergebnisse abgeschlossen werden. Dieser muss spätestens einen Monat nach Ende des Förderzeitraums in digitaler Form eingereicht werden (max. 2 Seiten, PDF, 2 MB). Die Ergebnisse des Stipendiums sollen während einer anschließenden Abschlussveranstaltung in der Temporary Gallery vorgestellt und diskutiert werden. Die Abschlussveranstaltungen dienen der weiteren Vernetzung und dem fachlichen Austausch untereinander.
Kontakt Kulturwerk des BBK Köln e.V., Mathiasstr. 15, 50676 Köln Ansprechpartnerin: Petra Gieler, E‑Mail Adresse: stipendien@bbk-koeln.de In Abstimmung mit und gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln
Zusammenfassung Bezeichnung: Recherche- und Arbeitsstipendien Bildende Kunst der Stadt Köln Zielgruppe: professionelle Kölner Künstler*innen und Kurator*innen Fördermaßnahme: Arbeitsstipendium Altersbeschränkung: keine Vergabe: jährlich Reichweite: Köln Bewerbungsverfahren: offene Ausschreibung Bewerbung: online unter www.recherchestipendien-koeln.de
Die Künstler*innen Sebastian Bartel, Bretz/Holliger, Marta Colombo, Dora Celentano und Lara Fritsche realisieren im Matjö — Raum für Kunst ihr drittes gemeinsames Ausstellungsprojekt. Als Gruppe von Künstler*innen, die jeweils mit unterschiedlichen Materialien, Techniken und künstlerischen Zugängen arbeiten, entwickeln sie in gemeinsamen Ausstellungen ortsspezifische Installationen und räumliche Strukturen.
Diese Raumgefüge bilden eine Art Setting, in dem einzelne künstlerische Positionen präsentiert werden.
Die Gestaltung und Anpassung des Raumes ist dabei primäres und zentrales Element der Kollaboration. Herkömmliche Materialien und Objekte wie Zäune, Planen, Dachlatten, Stellwände oder Verpackungsmaterialien werden im Ausstellungsraum arrangiert und definieren den Raum auf eine neue Art und Weise. Die Kunstwerke der teilnehmenden Künstler*innen bilden dabei inhaltliche und formale Ankerpunkte, die sich gleichzeitig mit der räumlichen Intervention verbinden.
Die unterschiedlichen Arbeiten der Künstler*innen, der Einsatz diverser Medien und Materialien und ein gemeinsames Interesse an installativen Interventionen im Raum schafft ein vielfältiges und breites Spektrum künstlerischer Ausdrucksformen.
Artisttalk: 17.03.2024, ab 15 Uhr (Gesprächsbeginn um 16 Uhr) bis 17:30
Moderation: Julia Krings (Kunsthistorikerin und Leiterin der Museumsstudien
an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Laufzeit: 22.02.24 – 21.03.24
Auftauchende Felsen, zu viel Grün, Flugzeuglärm und Tauen: Mit einem Expeditionsteam der Antarktis realisierte Esteban Sánchez (*1982 Bogotá, Kolumbien) stille Videosequenzen einer immer weniger weißen Landschaft. Sie bilden das Leitmotiv seiner Kölner Einzelausstellung, zeigen Abstand und Abgrund, das Nichts und das Menschliche.
Esteban Sánchez, der in Bogotá (Kolumbien), New York (USA) und Köln bildende Kunst studierte, war für eine Künstlerresidenz in die Antarktis eingeladen. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er die Reise nicht antreten. Mit den Wissenschaftler*innen der Forschungsstation sprach er aus der Ferne die Parameter seiner dokumentarischen Filmaufnahmen ab – ein Werkprozess anwesender Abwesenheit. Im Zentrum jeder Sequenz steht stets derselbe Stuhl. Er markiert nicht nur die Leerstelle des ferngebliebenen Künstlers. Er markiert zugleich die längst unübersehbare Anwesenheit der Menschen in der Antarktis; eine Anwesenheit trotz körperlicher Abwesenheit.
Der leere, in Rückenansicht zu sehende Stuhl erinnert an die Repoussoirfiguren aus den Gemälden Caspar David Friedrichs; Rücken, die in erhabenen Landschaften stehen. Auch sie haben eine stellvertretende Funktion, markieren des Menschen Platz im Bild und gelten als Einladung, sich dort hineinzuversetzen. Doch: Das Gefühl erhabener Romantik stellt sich in Sánchez’ Aufnahmen nicht ein. Glucksen ist zu hören, ab und an Motorensurren, man sieht Geröll, Gras, nasse Felsen und zu wenig Schnee. Das soll die Antarktis sein? Enttäuschend.
Das Gefühl des Erhabenen verwehrt Sánchez auch in der Wahl des Formats. Indem er alte Smartphones als Screens zur Präsentation nutzt, betont er das Alltägliche der unter besonderen Umständen entstandenen Bilder. Ihr intimes Taschenformat baut keine auratische Atmosphäre auf. Die auf wenigen Quadratzentimetern präsentierten Aufnahmen der antarktischen Landschaften wollen nicht beeindrucken, sie verweisen auf das hinterleuchtete Kippeln der Gegenwart im Alltagverbrauch. Die technische Reproduzierbarkeit brachte nach Walter Benjamin den Verlust der Aura in die Welt. Sie war und ist zudem aber auch Teil des von Technik beschleunigten, ökologischen Verlustes der Welt. In technischen Reproduktionen kann dies sichtbar werden, in Kunstwerken mitunter fühlbar. Enttäuschung kann hierzu ein ästhetisches Mittel sein.
Transdisziplinär nennt Esteban Sánchez seine vielfältige Werksprache. Malerische, zeichnerische, sprachliche, konzeptuelle, filmische und fotografische Elemente bringt der in plastischen Prozessen denkende Künstler zusammen. Zu dieser medialen Werkdichte tritt eine transkontinentale Sensibilität. Eine Sensibilität, die nicht zuletzt aus seinem Leben zwischen den Kontinenten erwachsen mag und sich in Sánchez’ Suche niederschlägt, das Politische in einer poetischen Spannung aufscheinen zu lassen. Während des Corona-Lockdowns war der Künstler, der auch einen Abschluss in Philosophie besitzt, eingeladen, eine Plakataktion für die Bundestadt Bonn zu gestalten. „VIDA“ verkündeten seine Plakate den Passant*innen von den weitestgehend leeren Litfaßsäulen: auf zerknittertem Papier ein einsames, trotziges „VIDA“.
Für AUF DEN FELDERN DER ZEIT integriert Sánchez die filmischen Zeugnisse seiner Antarktis-Reflexion in eine konzentrierte Rauminstallation. Im Matjö – Raum für Kunst antwortet er mit einem wärmegedämmtem „Weißraum“ auf den „Earth Room“ Walter de Marias. Der dunklen Erde des Land Art Künstlers setzt Sánchez Elektroschrott im matten Weißglühen entgegen; tödlich banal und erdumspannend.
Früchte, Klebeband und andere Dinge Friedhelm Falke (*1958 in Verden) studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig mit dem Abschluss als Meisterschüler. Er erhielt u. a. 1991 den Preis des Deutschen Künstlerbundes, 1992 das Villa Massimo Stipendium, Rom und 2011 und 2022 ein Arbeitsstipendium des Kunstfonds e. V. , Bonn.
Friedhelm Falkes Malerei erschließt sich unmittelbar aus der Betrachtung. Es gibt keine Symbole , Zeichen oder Verweise auf andere Inhalte außerhalb der Malerei. Sein Werk umfasst großformatige ungegenständliche Werke, Malereien auf Papier ,als auch kleine naturalistische Stilleben. In der Werkreihe der Kontext-Bilder werden abstrakte Bilder mit kleinen, naturalistischen Malereien kombiniert.
Mit den Kontext Arbeiten erweitert sich die Bildsprache. Ein gegenstandfreies Bild wird in Beziehung zu einer kleinen gegenständlichen Malerei gesetzt. Der Begriff Kontext — Zusammenhang, in dem bestimmte Dinge stehen oder betrachtet werden müssen — beschreibt umfassend die Intention der Malerei von Friedhelm Falke.
Sonderöffnungszeiten zur Art Cologne 17. und 18.11. 16 ‑20 Uhr
Tänzeln in der Reserve
Britta Bogers (*1964, lebt in Köln)
Ausgehend von grafischen Formeln, die mitunter an Sprechblasen, Etiketten oder Schnittmuster erinnern, entstehen auf großformatigen Papieren flächen-greifende Raster ähnlicher Elemente, die in ihrer Anordnung jedoch deutliche Abweichungen im Sinne individueller Arbeitsprozesse erkennen lassen. Was somit entsteht, ist eine offene, provisorische Bildordnung, deren inneres Gleichgewicht stets neu erprobt werden will.
Bert Didillon (*1965, lebt in Köln)
Die abbildende Funktion der Kunst hat Bert Didillon hinter sich gelassen, nicht aber die vielfältigen Bezüge zu der uns umgebenden Wirklichkeit. Seine Objekte sind in mehrfacher Hinsicht Reduktionen: Zum einen führen sie zu klaren, konzentrierten Formen zurück, zum anderen zu einer Materialität, die uns alle in irgendeiner Weise umgibt.
Beide Künstler möchten ihre Arbeiten im Matjö in einen künstlerischen Dialog bringen.