Der Tanz ist schon seit den 1960er-Jahren nicht mehr nur Stimmungsträger oder Ausdruck von Emotion oder gar Narration. Die Bewegung als solche wahrzunehmen, ja Alltägliches improvisatorisch hier einfließen zu lassen, ist als Grundkonzept choreografischen Arbeitens bereits fest im zeitgenössische Tanz verankert. Oftmals wird dies auch zum Ausgangspunkt der Öffnung für andere künstlerische Disziplinen.
Im Rahmen einer 50-stündigen Performance – die durch ihre zeitliche Ausdehnung und den experimentellen Charakter als Laborsituation begriffen werden kann – wird der entschleunigte und zugleich konzentrierte Bewegungsprozess zum Weg der symbiotischen Annäherung von Körper und Material. Die Grenzen von Dynamik/Statik, Subjekt/Objekt, Ich/Nicht-Ich verschwimmen im Umgang mit Gipsbetonplatte und Gaffa-Tape.
Aus bildhauerischer, choreografischer und „kuratorischer“ Sicht wird der skulpturalen Qualität von Körper und Bewegung nachgespürt und im reflektierten Austausch untersucht: Wie beeinflusst z.B. nicht nur das Material als formaler und haptischer Impulsgeber Bewegung und Körperempfindung, sondern inwieweit wird der Baustoff selbst zum Resonanzkörper? Wie verschiebt sich hierbei womöglich auch das Raum-Zeit-Gefüge in unserer Wahrnehmung?
Das subjektive und bewusste Erleben reduzierter Bewegungen, die als offener Prozess im Umgang mit dem Material in Erscheinung treten, wechselt sich ab mit der objektiven Reflexion und Fixierung, beispielsweise durch die Kamera.
Fragestellungen und Gedanken, die während der 50 Stunden aufkommen, werden neben den fotografischen Aufnahmen der Performance auf einem Internetblog dokumentiert.
Der Raum ist während der Performance von außen stets einsehbar und in den letzten zwei Stunden für Besucher offen: Wir laden hiermit herzlich zum „Opening“ am Donnerstag, 8.9., ab 19 Uhr ein!
Die Spuren der Bewegungs- und Denkprozesse bleiben weitere zwei Tage als Rauminstallation bestehen: Öffnungszeiten: 9./10.9., jeweils von 15 bis 18 Uhr.
Kontakt "materials":
Jari Ortwig, +40 160 78912 78, Jari.ortwig@gmx.net, materialslabblog.wordpress.com
„materials“ versteht sich als Folgeprojekt der Recherche „n/either“, die von den Tänzerinnen Bettina Nampé und Philine Herrlein sowie der Künstlerin Linda Nadji 2015 initiiert wurde.
